Yōshinkan Aikidō
Yōshinkan bedeutet frei übersetzt: Schule (kan) zur Kultivierung (yō) des Geistes (shin).
Geschichte
Yōshinkan Aikidō wurde 1955 von Gōzō SHIODA (1915 – 1994) in Tōkyō gegründet. Shioda war von 1932 bis 1941 uchi deshi („persönlicher Schüler“) des Aikidō-Begründers Morihei Ueshiba (1883 – 1969). Yōshinkan Aikidō ist bis heute von dem härteren Stil der Vorkriegszeit Ueshibas geprägt.
Shioda leistete einen wichtigen Beitrag für die Verbreitung von Aikidō in Japan nach dem Zweiten Weltkrieg. Wegen der engen Beziehungen zwischen Budō und dem japanischen Militarismus und Ultranationalismus wurde die Ausübung von Kampfkünsten nach dem Zweiten Weltkrieg von der amerikanischen Besatzungsmacht vorübergehend verboten. 1954 fand die erste öffentliche Vorführung in Tōkyō statt, bei der zahlreiche prominente Vertreter verschiedener japanischer Kampfkünste teilnahmen (nihon sōgō budō taikai). Shioda fiel mit seinem Können derart auf, dass sich Sponsoren fanden, die 1955 die Gründung der von Ueshiba unabhängigen Stilrichtung Aikidō Yōshinkan ermöglichten.
1984 erhielt Shioda von der International Martial Arts Federation den zehnten Meistergrad und somit die höchste Auszeichnung. Um die internationale Verbreitung zu fördern und zu koordinieren, gründete Shioda 1990 die International Yōshinkan Aikidō Federation.
Die Weltzentrale (honbu dōjō) befindet sich nach wie vor in Tōkyō und wird heute von Shiodas Sohn, Yasuhisa Shioda, geleitet. Durch die enge Verbindung zur Tokioter Polizei werden heute noch ausgewählte Spezialeinheiten (kidōtai) im Großraum Tōkyō in Aikidō Yōshinkan ausgebildet.
In Deutschland gibt es Aikidō Yōshinkan seit 1986. Dies ist Hiromichi Nagano (*1947) zu verdanken. Nagano war ursprünglich als Polizist in Japan tätig, widmete sich dann jedoch einer professionellen Jūdō-Karriere, die ihn später zum ersten Mal nach Deutschland brachte. Bevor Nagano als persönlicher Schüler von Gōzō Shioda im Honbu-Dōjō zum Lehrer der Stilrichtung Yōshinkan ausgebildet wurde, war Nagano mehrere Jahre persönlicher Schüler von Kenji Shimizu, dem Begründer der Aikidō-Stilrichtung Tendō-ryū. Mit seinem breit gefächerten Expertenwissen arbeitet Nagano unermüdlich für die Verbreitung von Aikidō Yōshinkan nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Die Deutschlandzentrale befindet sich in München und zählt über 300 Mitglieder.